Menschenversuche und Morde im Rahmen medizinischer Versorgung – die medizinischen Praktiken in Zeiten des Nationalsozialismus stellen nach wie vor ein verstörendes Thema dar. Zwei engagierte Klassen des zweiten und dritten Ausbildungsjahres der Berufsfachschule setzten sich damit auseinander: Mit ihrer Lehrkraft Michaela Burger besuchten sie den Studientag „Medizin und Menschenbild im Nationalsozialismus“ in der DoKuPäd in Nürnberg.

Was veranlasste Mediziner dazu, Sterilisationen und Abtreibungen gegen den Willen der Patienten und Patientinnen durchzuführen? Was brachte Pflegende dazu, tödliche Medikamente zu verabreichen? Welche ideologischen Ansichten und Menschenbilder standen hinter den Gesetzen, die solches Handeln legitimierten bzw. vorschrieben?

Dies sind nur einige der Fragen, die während des Studientags in der Einrichtung „DoKuPäd“ – Pädagogik rund um das Dokumentationszentrum – in Nürnberg genauer beleuchtet wurden. Die Auszubildenden der Berufsfachschule setzten sich an diesem Tag intensiv mit dem geschichtlichen Hintergrund der Medizin und Krankenpflege des Dritten Reichs auseinander.

Neben dem Besuch einer anschaulichen und informativen Ausstellung nahmen die zukünftigen Pflegekräfte auch an einem Workshop teil. In Kleingruppen behandelten die Auszubildenden Themen wie Zwangssterilisation, Kindereuthanasie oder medizinische Versuche in den Konzentrationslagern. Im Anschluss erfolgte eine rege Diskussion.

Im pädagogischen Fokus des Studientages standen jedoch nicht die medizinischen Versuche und deren Grausamkeit als solche, sondern die grundsätzliche Frage, wie dies möglich war. Es geht um Verantwortung für das eigene Handeln und Pflichterfüllung. Diese beiden Aspekte stehen sich, auch heute noch, oft gegenüber. „Es wurden Impulse gesetzt, über den aktuellen Stand der Pflege nachzudenken“, so die Lehrkraft Michaela Burger.

Die Teilnehmenden empfanden die Exkursion als bereichernd und positiv.

„Durch die Exkursion wurde mir bewusst, wie viele Möglichkeiten die heutige Ausbildung bietet. Der Mensch als solcher steht im Vordergrund. Die Wünsche und Bedürfnisse der uns anvertrauten Menschen werden berücksichtigt“, so eine Auszubildende. Heutzutage wird jeder individuell betrachtet und hat ein Recht auf Gleichbehandlung: ein großer Gewinn.

Für die Auszubildenden war der Studientag nicht nur eine Gelegenheit zur Geschichtsvermittlung, sondern auch ein außergewöhnlicher Lernprozess, der für die ethischen Herausforderungen in der Medizin und Altenpflege sensibilisieren soll.